EBERHARD VOIGT - Mein Traumland

Geschichte Kanadas

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wechseln zu: Navigation, Suche

Kanada umfasst die nördliche Hälfte des nordamerikanischen Kontinents und ist heute der zweitgrößte Staat der Erde. Er entstand durch Verschmelzung ehemals britischer und französischer Kolonien, die sich allmählich zu einem gemeinsamen, vom Vereinigten Königreich unabhängigen, Bundesstaat entwickelt haben.

Kanada
Kanada

Inhaltsverzeichnis

[Verbergen]

Besiedlung Kanadas [Bearbeiten]

→ Siehe auch: Besiedlung Amerikas

Satellitenbild der Beringstraße (NASA)
Satellitenbild der Beringstraße (NASA)

Die gängigste Theorie besagt, dass vor etwa 30.000 bis 10.000 Jahren die ersten Menschen, wohl über die Beringstraße aus Sibirien, in das Gebiet des heutigen Alaska und Kanada einwanderten. Neuere Forschungen stützen jedoch eine Theorie, wonach die erste Besiedelung von Europa (französische Atlantikküste) her stattgefunden haben könnte. Nebst Genanalysen sind vor allem die gefundenen Steinwerkzeuge, welche beinahe identisch mit jenen der Solutréenkultur aus Frankreich sind, tragende Argumente. So sollen Robbenjäger den Eisschollen entlang über den Nordatlantik nach Amerika gelangt sein. Vor 14.000 Jahren, während der letzten Eiszeit, war die Beringstraße bis zu den nördlichen Zonen der heutigen Vereinigte Staaten komplett vergletschert. Vor 7000 Jahren hatte sich die Vergletscherung wieder auf Grönland reduziert und die heutige geographische Gestalt der Region herausgebildet.

Die kanadischen Ureinwohner bildeten zur Zeit der ersten europäischen Besiedlung verschiedene Ethnien („Stämme“), die in Grundzügen bis heute fortbestehen und teilweise in Clans organisiert sind. Zwischen den Indianern Nordamerikas bestanden große Unterschiede in Lebensweise, Sprache und Kultur. Die Cree (auch Kri oder Cri), deren Sprache zur Gruppe der algischen Sprachen, bilden die größte indigene Gruppe in Kanada. Weitere bedeutende Sprachgruppen sind Irokesisch, Na-Dene, Salish und Wakash.

Die indigenen Völker lebten in kleinen und größeren Gruppen und praktizierten schamanische Methoden, deren traditionelle Elemente partiell bis heute fortbestehen oder wiederbelebt wurden. Im Zuge kultureller, gesellschaftlicher und politischer Einsichten werden die etwa 600 indianischen Völker Kanadas seit den 1970er Jahren „First Nations“ oder „Premières Nations“ (Erste Völker) genannt.

Die Inuit bilden eine separate Gruppe, die in einer letzten Besiedlungsbewegung aus Sibirien einwanderte und die arktischen Regionen (Nordwest-Territorien, Nunavut, Québec und Neufundland und Labrador) bewohnt.

Die ersten Europäer [Bearbeiten]

→ Siehe auch: Entdeckung Amerikas

Nachbildung einer Wikinger-Siedlung in L'Anse-aux-Meadows
Nachbildung einer Wikinger-Siedlung in L'Anse-aux-Meadows

Ende des 10. Jahrhunderts waren die Wikinger die ersten Europäer, die nachweislich den amerikanischen Kontinent erreichten. Als erster potentieller Entdecker gilt Bjarne Herjulfsson, der 986 auf der Fahrt nach Grönland vom Kurs abkam und von „bewaldeten Hügeln im Westen“ berichtete.[1] Rund zehn Jahre später landete das Schiff von Leif Eriksson auf Vinland, das wahrscheinlich der Insel Neufundland entspricht.[2] Die Wikinger konnten sich jedoch nicht dauerhaft in diesem Gebiet halten und zogen sich um 1020 nach Auseinandersetzungen mit den als Skrælingar bezeichneten Ureinwohnern zurück. Eine Wikingersiedlung bei L’Anse aux Meadows wurde 1960 ausgegraben und zählt heute zum Weltkulturerbe.

Im 16. Jahrhundert lockten die reichen Fischgründe vor der Küste Neufundlands zahlreiche Fischer aus Spanien, Portugal, Frankreich und Großbritannien an. Englische und französische Fischer gründeten kleinere Siedlungen an der Küste, in denen der Stockfisch getrocknet und dadurch transportbereit gemacht wurde. Bereits im 15. Jahrhundert sollen Basken um die Neufundlandbank tätig gewesen sein. Um 1530 gründeten sie eine Walfangstation in der Red Bay, die während 70 Jahren bestand und zeitweise über 900 Einwohner hatte.[3]

Der zweite namentlich bekannte Europäer, der nachweislich im heutigen Kanada landete, war am 26. April 1497 Giovanni Caboto (John Cabot), ein Italiener in englischen Diensten. Sein Schiff legte wahrscheinlich an der Kap-Breton-Insel an, und Cabot nahm das Land zum englischen Besitz. Portugiesische und spanische Seefahrer erkundeten ebenfalls die Küste, doch es waren die Franzosen, die als erste ins Landesinnere vorstießen. Die Expedition von Jacques Cartier erkundete 1534/35 das Gebiet um den Sankt-Lorenz-Strom und nahm es für Frankreich in Besitz. Erste Siedlung in Neufrankreich war das 1600 gegründete Tadoussac. Die Siedlung musste aufgegeben werden, blieb aber als Handelsposten bestehen.[4]

Französische Kolonialherrschaft [Bearbeiten]

Champlains Wohnhaus in Port-Royal war Kanadas erster Regierungssitz
Champlains Wohnhaus in Port-Royal war Kanadas erster Regierungssitz
Zeitgenössische Landkarte der Kolonie Neufrankreich von 1713
Zeitgenössische Landkarte der Kolonie Neufrankreich von 1713

Als erste dauerhafte Siedlung im heutigen Kanada gilt die 1605 errichtete französische Festung Port-Royal (das heutige Annapolis Royal in Nova Scotia. Die spätere Hauptstadt Québec wurde 1608 von Samuel de Champlain gegründet. Neufrankreich unterstand zunächst nicht direkt der Krone, sondern Handelsgesellschaften; bis 1663 der Compagnie de la Nouvelle-France und von 1664 bis 1674 der Französischen Westindien-Kompanie. Hauptinteresse dieser Gesellschaften war der Pelzhandel mit den Ureinwohnern. Insbesondere die Wyandot (Huronen) und die Nationen der Wabanaki-Konföderation (Abenaki, Mi'kmaq, Maliseet) waren den Franzosen freundlich gesinnt. Die Irokesen hingegen führten mit britischer Unterstützung Krieg gegen die Huronen. Aus Europa eingeschleppte Krankheiten wie Pocken dezimierten einen Großteil der indianischen Urbevölkerung. Die Anzahl der europäischen Siedler in Neufrankreich blieb gering.

Schon in dieser frühen Phase gingen aus der Verbindung der europäischen Siedler mit Indigenen die so genannten Métis als Nachkommen hervor. Sie bilden heute (anerkanntermaßen seit 1982) eine eigene ethnische Gruppe.

Nachdem die französische Krone 1674 die direkte Herrschaft über die Kolonie übernommen hatte, begann deren Expansion. Entdecker wie René Robert Cavelier de la Salle, Louis Joliet und Jacques Marquette erschlossen das Hinterland, entdeckten und befuhren den Mississippi und schufen damit die Grundlage für ein Kolonialreich, das sich im Landesinneren bis an den Golf von Mexiko erstreckte. Es entstand eine Kette von Forts und Ansiedlungen vom St. Lorenz-Strom zu den Großen Seen und von dort entlang des Mississippi bis nach Louisiana.

Da den britischen Kolonien in Neuengland und den Handelsposten an der Hudson Bay damit der Weg in das Landesinnere abgeschnitten und der lukrative Pelzhandel erschwert wurde, kam es zu wachsenden Spannungen zwischen Briten und Franzosen, die eine Fortsetzung der Konflikte in Europa unter den völlig anderen nordamerikanischen Bedingungen darstellten. Der Konflikt führte zu blutigen Stellvertreterkriegen zwischen den mit beiden Seiten verbündeten Indianervölkern, von denen die Wyandot traditionell auf französischer, die Irokesen auf britischer Seite standen. Auch der Pelzhandel mit den Europäern, der den Zugang zu deren Waffen und Konsumgütern eröffnete, führte zu teils mit großer Härte ausgetragenen Kämpfen der Indianer untereinander („Biberkriege“ zwischen 1640 und 1701).

Ein britischer Versuch, mit Hilfe der Irokesen die Kolonie während des Pfälzischen Erbfolgekriegs zu erobern (erfolglose Belagerung von Québec 1690), konnte unter der Führung des Gouverneurs Frontenac abgewehrt werden. Im Gegenzug vertrieben die Franzosen die Briten bis 1697 u. a. von der Hudson Bay, aus Neufundland und von Nova Scotia. Im Frieden von Utrecht musste Frankreich 1713 den Festlandteil von Akadien an das Vereinigte Königreich abtreten. Während King George’s War eroberten die Briten die französische Festung Louisbourg auf der Kap-Breton-Insel, die jedoch 1748 durch den Zweiten Aachener Frieden wieder an Frankreich fiel.

„Der Tod von General Wolfe“: Schlacht auf der Abraham-Ebene (1759)
„Der Tod von General Wolfe“: Schlacht auf der Abraham-Ebene (1759)

Der Bau französischer Forts bei Niagara, am Lake Champlain und am Allegheny River (Fort Duquesne) führten 1754 in Nordamerika noch vor dem Beginn des Siebenjährigen Kriegs zu einem offenen Ausbruch von Feindseligkeiten, die dort als Franzosen- und Indianerkrieg bezeichnet werden. Den Franzosen gelangen zunächst einige Abwehrerfolge (z. B. in den Schlachten am Monongahela (1755) und bei Ticonderoga (1758)), doch siegten die Briten unter General James Wolfe in der entscheidenden Schlacht auf der Abraham-Ebene am 13. September 1759, wo der fähige französische Oberkommandierende Louis-Joseph de Montcalm fiel. Die Briten eroberten daraufhin Québec und 1760 unter dem Kommando von Jeffrey Amherst Montreal. Zögerliche Versuche, der bedrängten Kolonie aus Frankreich Hilfe zu schicken, wurden durch die überlegene britische Flotte unterbunden. Im Pariser Frieden vom 10. Februar 1763 trat Frankreich Kanada und seine akadischen Restgebiete (Prince Edward Island, Kap-Breton-Insel) an Großbritannien ab.

Zwischen 1755 und 1763 wurden rund 12.000 französischsprachige Akadier aus ihrer Heimat vertrieben. (→ Deportation der Akadier) Viele flohen nach Québec und New Brunswick, andere kehrten später zurück oder zogen bis nach Louisiana, wo sie die Cajun-Kultur begründeten.

Britische Kolonialherrschaft [Bearbeiten]

Im Québec Act von 1774 reorganisierten die Briten die Kolonie als Provinz Québec. Der französischstämmigen Bevölkerung kam man entgegen, indem das französische Zivilrecht neben dem britischen Strafrecht seine Geltung behielt und die Ausübung der katholischen Religion geschützt wurde. Amerikanische Revolutionäre betrachteten das Gesetz als eines der Intolerable Acts, da die Grenzen Québecs weit nach Westen und Süden in die Interessenssphäre der Dreizehn Kolonien verschoben wurden.

Die Schlacht bei Québec (1775)
Die Schlacht bei Québec (1775)

Während des amerikanischen Unabhängigkeitskriegs besetzten 1775 amerikanische Truppen unter dem Kommando von Benedict Arnold Teile Kanadas, darunter Montreal, wurden jedoch in der Schlacht bei Québec am 31. Dezember 1775 geschlagen und räumten ihre Eroberungen wieder (→ Invasion von Kanada). Die Mehrheit der irokesischen „Stämme“ der Mohawk und Cayuga, die auf der Seite der Briten gekämpft hatten, verblieb in Kanada oder zog dorthin.

Nach der Anerkennung der Vereinigten Staaten durch Großbritannien 1783 im Frieden von Paris siedelten sich zehntausende der britischen Herrschaft treu gebliebene Amerikaner (Loyalisten) in Kanada an und anglisierten damit teilweise das bislang französisch geprägte Land. Gleichzeitig bildete ihre Anwesenheit ein erhebliches Hindernis für eine Übernahme Kanadas durch die USA oder eine Rückgabe an Frankreich. Da ihr Schwerpunkt an den Großen Seen lag, bildete sich so ein weiterer Siedlungskern, der sich vom französischen Teil in Religion, Kultur und Sprache unterschied. Das Verfassungsgesetz von 1791 richtete deshalb zwei Provinzen ein, das englisch geprägte Oberkanada und das französische Niederkanada mit jeweils selbstständigen Verwaltungen. Die Grenze zwischen beiden bildete der Ottawa River.

Ein erneuter Versuch der USA, Kanada im Britisch-Amerikanischen Krieg von 1812 bis 1814 zu erobern, scheiterte. Der Widerstand gegen die Invasoren spielte eine wichtige Rolle bei der Entstehung eines gemeinsamen Nationalgefühls. Helden dieses Kampfes wie Generalmajor Sir Isaac Brock und Laura Secord sind in Kanada bis heute populär. Die Amerikaner konnten keines ihrer Kriegsziele erreichen und der Friede von Gent stellte den status quo der Vorkriegszeit wieder her.

Im frühen 19. Jahrhundert war Holz das wichtigste Exportgut Kanadas und wurde in Großbritannien auch zum Eisenbahnbau verwendet. Das Holz der Weymouthskiefer wurde zu Flößen zusammengebunden und über den Ottawa-Fluss zum Seehafen Québec befördert. Das reichlich vorhandene Eichenholz war schwerer als Wasser und musste deshalb mit leichterem Kiefernholz zusammengebunden werden. Auf dem Rückweg beförderten die Frachtschiffe bis zu 200 Einwanderer preiswert nach Kanada, weil weder Salz noch Ziegel den Stauraum der westwärts fahrenden Schiffe ausfüllen konnten. Zwischen 1815 und 1819 trugen die Hudson’s Bay Company und die konkurrierende North West Company einen bewaffneten Handelskonflikt um die Kontrolle der Red-River-Kolonie aus, den Pemmikan-Krieg.

Wohlhabende und einflussreiche Familien dominierten das von der Kolonialverwaltung eingesetzte Parlament. Moderate Reformer wie Robert Baldwin und Louis-Hippolyte Lafontaine forderten eine „verantwortliche Regierung“, welche die Interessen der kanadischen Bevölkerung stärker berücksichtigt als die Interessen Großbritanniens. Radikale Reformer wie William Lyon Mackenzie oder Louis-Joseph Papineau forderten die Unabhängigkeit Kanadas und die Einrichtung einer Republik. Mackenzie und Papineau organisierten die Rebellionen von 1837, die jedoch rasch niedergeschlagen wurden. Mackenzie floh auf Navy Island im Niagara River und rief dort die kurzlebige Republik Kanada aus. Als Folge davon kam es zur Caroline/McLeod-Affäre.

Gebiet der Provinz Kanada (orange: englischer Teil, grün: französischer Teil)
Gebiet der Provinz Kanada (orange: englischer Teil, grün: französischer Teil)

Generalgouverneur Lord Durham verfasste 1839 den „Bericht über die Lage in Nordamerika“, worin er eine verstärkte Selbstverwaltung und eine parlamentarische Regierungsform vorschlug. Gleichzeitig sollte das Englische zur alleinigen Amtssprache erhoben werden, weil er hoffte, dass die Frankokanadier dadurch assimiliert würden (was aber nur im westlichen Teil der Fall sein sollte). Diese Vorschläge wurden mit dem Act of Union 1840 umgesetzt. Aus der Vereinigung von Ober- und Niederkanada entstand 1841 die gemeinsame Provinz Kanada.

Nachdem Großbritannien und die Vereinigten Staaten sich auf den 49. Breitengrad als Grenze westlich der Großen Seen geeinigt hatten, schuf die britische Regierung zwei weitere Kolonien, British Columbia 1848 und Vancouver Island 1849. Beide wurden schließlich 1866 vereinigt.

Dominion [Bearbeiten]

Siehe auch: Territoriale Entwicklung Kanadas

Als sich das Verhältnis zwischen Großbritannien und den USA während des Sezessionskriegs bis knapp an den Ausbruch eines Krieges verschlechtert hatte, erkannten führende Politiker die Notwendigkeit, möglichen amerikanischen Angriffen auf Kanada einen starken Bundesstaat entgegenzustellen. In drei Konferenzen (Charlottetown-Konferenz, Québec-Konferenz und Londoner Konferenz) wurde über die Schaffung einer Kanadischen Konföderation beraten. Daraus resultierte das Gesetz über Britisch-Nordamerika (British North America Act), das am 1. Juli 1867 in Kraft trat. Es schuf das Dominion of Canada als Bundesstaat. Zur Provinz Kanada (die heutigen Provinzen Ontario und Québec) kamen New Brunswick und Nova Scotia hinzu. Das Parlament erklärte 1879 den 1. Juli zum Nationalfeiertag; zuerst als Dominion Day und ab 1982 als Canada Day.

Louis Riel
Louis Riel

Die neue Bundesregierung unter Premierminister John Macdonald kaufte 1869 von der Hudson’s Bay Company das Gebiet Rupert's Land und das Nordwestliche Territorium, die zu den Nordwest-Territorien vereinigt wurden. Die Ureinwohner Westkanadas und die Métis lehnten die Besiedlung des Westens jedoch entschieden ab und erhoben sich 1868/70 in der Red-River-Rebellion. Die Aufständischen unter Louis Riel bildeten eine Übergangsregierung, deren Forderungen die Bundesregierung jedoch ablehnte. Nach der militärischen Niederlage floh Riel in die USA. Im Unruhegebiet entstand 1870 mit dem Inkrafttreten des Manitoba Act die Provinz Manitoba, deren Rechtsordnung die Interessen von Englisch- und Französischsprachigen, Indianern und Métis, Katholiken und Protestanten ausgleichen sollte.

1871 schloss sich British Columbia an der Pazifikküste dem Dominion an. Aus den dünn besiedelten Gebieten des Nordens bildete man die Nordwest-Territorien ohne eigene Staatlichkeit. 1873 trat auch Prince Edward Island der Konföderation bei, nachdem es sechs Jahre zuvor einen Beitritt abgelehnt hatte. Ebenfalls 1873 gründete Macdonald die Royal Canadian Mounted Police, um in den weitläufigen Nordwest-Territorien Recht und Ordnung sicherzustellen und den Anspruch Kanadas auf das Gebiet zu untermauern.

Fertigstellung der Canadian Pacific Railway
Fertigstellung der Canadian Pacific Railway

Unter teils konservativen, teils liberalen Politikern erlebte Kanada einen raschen wirtschaftlichen Aufschwung. Eine wichtige Rolle hierbei spielte der Eisenbahnbau, der die Prärieprovinzen erschloss. Sie entwickelten sich in der Folge zu einer „Kornkammer der Welt“. Die private, aber staatlich geförderte Canadian Pacific Railway vollendete 1886 die transkontinentale Eisenbahnlinie und stieg zum wichtigsten Unternehmen Kanadas auf. Sie belebte Schifffahrt, Industrien und Siedlungen. Kanada unterhielt enge Wirtschaftsbeziehungen zu Großbritannien, sichtbar u.a. an der Senkung von Zöllen für britische Waren 1896.

Nach der Red-River-Rebellion waren viele Métis weiter nach Westen gezogen. Ihre Lebensweise wurde jedoch bald wieder von europäischen Einwanderern bedroht. Louis Riel kehrte aus dem Exil zurück und führte 1885 die Nordwest-Rebellion an. Der Aufstand brach zusammen und Riel wurde im November desselben Jahres wegen Hochverrats hingerichtet. Dies zog große Spannungen zwischen den englischen und französischen Kanadiern nach sich, da letztere mit den Métis sympathisiert hatten. Im Zuge des Goldrauschs am Klondike River wurde 1898 das |Yukon-Territorium von den Nordwest-Territorien abgetrennt. 1905 erfolgte die Gründung der Provinzen Alberta und Saskatchewan.

Kanada im Ersten Weltkrieg und in der Zwischenkriegszeit [Bearbeiten]

Obwohl die kanadische Politik auf eine völlige Unabhängigkeit abzielte, unterstützte das Land Großbritannien im Burenkrieg und im Ersten Weltkrieg, in dem Kanada schwere Opfer brachte. Kanadische Truppen kämpften bei Ypern, an der Somme, bei Passchendaele und an weiteren bedeutenden Schlachten. Die Schlacht von Vimy, als kanadische Truppen 1917 im Alleingang eine deutsche Festung eroberten, gilt als identitätsstiftendes Ereignis der kanadischen Nation.

Die Soldaten meldeten sich freiwillig zum Militärdienst. Viele Frankokanadier, Mennoniten, Quäker und politisch motivierten Pazifisten lehnten die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Juli 1917 ab, weshalb nur wenige Wehrpflichtige tatsächlich eingezogen wurden. Zur Finanzierung des Krieges wurde erstmalig eine Einkommensteuer erhoben, deren Steuersätze progressiv von 4% bis 25% anwuchsen. Während des Krieges konnten die Kanadierinnen das Frauenwahlrecht durchsetzen, das 1916 auf Provinz- und 1918 auf Bundesebene eingeführt wurde.

Im Versailler Vertrag 1919 und im Völkerbund trat Kanada als eigenständiges Staatswesen auf, ab 1927 entsandte es einen eigenen Botschafter in die USA. 1919 schlossen sich die verschiedenen Gewerkschaften zu einer Einheitsgewerkschaft zusammen. In den westlichen Provinzen gründeten populistische Politiker die Progressive Partei mit dem Ziel, die Bedeutung der Landwirtschaft und die Rechte der Provinzen zu stärken. Diese Partei unterstützte den liberalen Premierminister William Lyon Mackenzie King, der 1926 nach einem Alkoholschmuggel-Skandal zurücktreten musste, aber dennoch wiedergewählt wurde.

Kanada als unabhängiger Staat [Bearbeiten]

William Lyon Mackenzie King ist bis heute der am längsten amtierende Premierminister Kanadas
William Lyon Mackenzie King ist bis heute der am längsten amtierende Premierminister Kanadas

Mit dem Statut von Westminster wurde Kanada 1931 ein souveräner Staat, an dessen Spitze der König bzw. die Königin von Großbritannien steht und der dadurch Teil des britischen Commonwealth of Nations blieb. 1934 entstand die Bank of Canada als eigene Staatsbank, 1935 schloss Kanada einen Handelsvertrag mit den USA ab.

Als engster Handelspartner der Vereinigten Staaten litt Kanada besonders stark unter der Weltwirtschaftskrise. Die Arbeitslosigkeit stieg bis auf 25 %. Die konservative Regierung von Richard Bedford Bennett (1930-1935) versuchte, die Wirtschaftskrise durch hohe Zölle und hohe Staatsausgaben zu bekämpfen. Aufgrund der angespannten Haushaltslage musste das Konjunkturprogramm zurückgefahren werden, und 1935 errang die Liberale Partei unter Mackenzie King erneut die Mehrheit der Wählerstimmen. Seine Regierung initiierte ein Wohnungsbauprogramm und eine Arbeitsmarktverwaltung, die Canadian Broadcasting Corporation (1936) und die Trans-Canada Airlines als Vorläufer der Air Canada (1937). Erst 1939 konnte die Wirtschaftsleistung von 1929 wieder erreicht werden.

Die Weltwirtschaftskrise veränderte auch das politische System. Einige Mitglieder der Progressiven Partei gründeten die Social Credit Party, die ein freiwirtschaftliches Programm vertrat. Andere Mitglieder fusionierten mit der Labour Party zur sozialistischen Cooperative Commonwealth Federation. Auch die Kommunistische Partei Kanadas genoss zeitweise hohe Aufmerksamkeit. In den 1930er Jahren entstand der kanadische Sozialstaat, der von Politikern aller Parteien weiterentwickelt wurde.

Kanada im Zweiten Weltkrieg [Bearbeiten]

Premierminister Mackenzie King hielt den Ausbruch eines erneuten Weltkrieges bis zum 1. September 1939, dem Tag des deutschen Angriffs auf Polen, für unwahrscheinlich. Die Kriegserklärung gegen das Deutsche Reich folgte am 10. September 1939, die zeitliche Verzögerung sollte Kanadas Unabhängigkeit gegenüber Großbritannien herausstellen. Kanadische Soldaten kämpften 1941 in Hongkong, 1942 bei Dieppe, 1943 in Italien und 1944 in der Normandie bei der Invasion der Juno Beach. 1945 übernahmen kanadische Soldaten die Befreiung der Niederlande.

Je länger der Krieg andauerte, desto weniger Freiwillige meldeten sich für den Kriegseinsatz. Premierminister Mackenzie King versprach den Wählern, dass es keinen Zwang zur Wehrpflicht geben werde. Am 21. Juni 1940 wurde der National Resources Mobiliz

Heute waren schon 9 Besucher (9 Hits) hier!
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden